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An Oleg


Wiktor Alimpiew

2 - 23 Oktober 2003



Installation, die Malerei, Video und Objekte umfasst, ist ein Beispiel für einen neuen Typ der Visualität. Der vom jungen Künstler angebotene New Look kann man als «post-virtuell» bezeichnen: das Modell einer Einzelutopie verwirklicht sich im realen Raum, wo Konventionen jeder «neuen Ordnung» zerstört werden. Gleichzeitig kehrt in unseren Alltag Lyrik zurück, die schon eine Digitalisierung durchgemacht hat.

Vielleicht ist uns allen das Verlegenheitsgefühl bekannt, das die wahre Verhimmlung der Freunde begleitet.

Die Gesichter der Freunde lassen mich rot werden. «...Betrachte genau das Gesicht des schalafenden Freundes» - ein Rat von Nitzsche,

um sich richtig über sich entsetzt zu sein. Ich mag meine Freunde.

Dieses Projekt ist meinem Freund Oleg gewidmet.

Das Visualisieren dieser Widmung ist gleichzeitig Material, Ziel und Wertigkeit.

Ein lyrisches

ready-made

Viktor Alimpiew


Viktor Alimpiew wird zum esten Mal in unserer Galerie ausgestellt. Es sei bemerkt, dass diese Ausstellung ein erstes Solo-Projekt in seinem Leben ist, obwohl sein Name in der letzten Zeit immer häufiger in der Moskauer Kunst-society erwähnt wird (schon wegen seiner Arbeit «die Ode», die zusammen mit Marian Shunin geschaffen wurde und am Projekt des slovenischen Kurators Igor Sabel im Rahmen der Venediger Biennale dieses Jahres teilnahm).

Es kommt darauf an, dass Alimpiew in dem Video-Format arbeitet, der sich in Galerien Russlands noch nicht etabliert hat. Sein Weg von der Malerei in der Kunstfachhochschule und dann in der pädagogischen Hochschule zur Computergraphik, und nach seiner Arbeit im TV - zu Video, - ist gesetzmässig für das Land, in dem die Künstler keine soziale Unterstützung seitens Institutionen der zeitgenössischen Kunst haben und hauptsächlich in wenig aufwendigen Genres arbeiten.

Die Videos von Alimpiew, die im Laufe der letzten 5 Jahren geschaffen wurden - allein oder in der Kooperation mit anderen Künstlern - zeichnen sich von anderen durch technische Vollkommenheit und aussergewöhnliche Melancholie aus. Es ist eher eine Quintessenz der absolut reinen Lyrik, ohne von der Narration oder Methaphern getrübt worden zu sein. So wurde in seiner Arbeit «Einige Geschenke für Oleg» (1997) als Grundlage der Video-Reihe die Animationscomputergraphik eingesetzt, deren Bildordnung auf irgendwelche Erinnerungsschatten hinführt. Die Bewegung «lebendiger Bilder» ist dem musikalischen Rhytmus der Komposition von Jan-Mark Selver untergeordnet (eine sentimentale Melodie zum Thema Mark Schagal und Russland). In diesem Strom von Lyrik und Euphemismen steckt ein Paar Rätsel - erstens, ein mythischer «Oleg» in der Widmung, Ziffer «9» als Zahl der Geschenke und, endlich, ein Schlussbild, d.h. sanitär-hygienische Kabinen mit denselben Bildabdrücken an Kachel. Das genau aufgebaute und fesselnde Sujet des Video-clip lässt aber diese Fragen-Rätsel in ein essentielles Problem kaum hinüberwachsen. Es ist eigentlich egal, was für ein Oleg es ist, was für ein Klo...

Der Entschluss, auf der Grundlage seines Films eine ganzheitliche plastische Komposition zu gestalten - «multimediale», wie man heute zu sagen pflegt, denn eine Computerskizze ist hier in der Malerei, Plastik und Installation verwirklicht, war mit viel Abenteuergeist verbunden. Alle diese versteckten Fragen und Unklarheiten im realen dreidimensionalen Raum werden schon nicht zu unwesentlichen Einzelheiten einer Privatsphäre, sondern zu sozialen Neubildungen, die der Autor nicht an Oleg, sondern an uns adressiert. Das Geheimnissvolle wird zur Fragmentiertheit, Misere, Aufdringlichkeit - kurzum, es wird mit Epitheta begleitet, die man fürs fremde und offene Privatleben verwendet.

In dieser Einstellung Alimpiews gibt es aber auch Nachklänge der von der Gruppe ABC erklärten Losung «Der Künstler steht fürs Gerede ein» und sogar eine Deklaration einer gewissen professionellen Ehrlichkeit - d.h. erlebte Emotionen und Eindrücke zu begleichen. Wie denn auch komisch und grauenhaft einzelne Installationsfragmente aussehen mochten, sind sie alle bloss artikulierte lyrische Figuren. Der Künstler kann nichts dafür, dass er es halt so und nicht anders erlebt hat. Ihre Merkwürdigkeit ist durch die Bedingungen des sozialen Bestehens der Kunst und durch die visuelle Sprache contemporary art bestimmt, die dazu berufen ist, sie zugänglich und populär zu machen.

Der aufrichtig-ironiche Versuch Alimpiews, Lyrik und intime Gemütsbewegungen zu visualisieren, kommt uns viel sympatischer vor als pathetische Erklärung «neuer Malerei», die vor zwei Jahren auf der Moskauer Kunstszene gemacht wurde und die seitdem ihre Anhänger nicht in Ruhe lässt. Die Ausstellung Alimpiews ist «unsere Antwort für Chaimberlain» (d.h. die Rückkehr der Malerei und des monumental-dekorativen Pathos).

Denn, wenn man sich hineindenkt, gibt es nichts dummeres und entsetzlicheres, als «einen grossen Stil» in der Kunst Russlands zu schaffen und dann dessen Umwandlung in einen Mode-Stil. Das würde bedeuten, dass man sich auf den Imperiumsresten, in der Untiefe der Provinzrückständigkeit und Misere einbilden kann, dass die individuelle Form der Sinnlichkeit nicht nur in grossen Auflagen transportiert, sondern auch der Öffentlichkeit als eine gewisse ästhetische Norm aufgezwungen werden kann.



2.10.2003
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