20.04.2024 





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Fashion Control


Gruppe RADEK

14 - 31 Mai 2003



Gruppe RADEK
(Tanja Assefa, Alexeij Buldakow, Peter Bystrow, Shdanowa Julia, Tanja Shurawlewa, Alexej Kallima, Maxim Karakulow, Kisseljowa Polina, Alexander Korneew, Pawel Mikitenko, Andrej Sergienko, David Ter-Oganjan, Artjom Uschan, Walerij Tschtack, Wladis Schapowalow)

präsentiert die Ausstellung
“FASHION-CONTROL”

Die Ausstellung wird am 14. Mai 2003 um 18 Uhr in der Gelman-Galerie eröffnet.
Laufzeit der Ausstellung 14.05 – 31.05

Das Projekt nimmt an der Fotobiennale “Mode und Stil in der Fotografie”teil

Die Gelman-Galerie präsentiert das Projekt der jüngsten Teilnehmer auf der Moskauer Art-Szene – Gruppe “Radek” und ihr Projekt “Fashion Control”.

Diese Künstler kann man kaum unreif oder wenig bekannt nennen: sie haben mehr als 6 Jahre hinter sich. Einige haben eine Kunstfachausbildung, die anderen haben sich selbst gemacht, indem sie in langfristigen Projekten von Awdej Ter-Oganjan und Anatolij Osmolowskij mitgewirkt haben. Fest steht es aber, dass Radek heute mit der Lehre fertig ist und tritt schon selbstbewusst auf. Die Gruppe hat schon ihre eigenständige Ideologie und einen professionellen bemerkenswerten Stil.

Eigentlich kommt das Gespräch über den Professionalismus im Bezug auf den Bereich der Gegenwartskunst irgendwie heikel vor. Erstens, es gibt keine genauen Kriterien, mit deren Hilfe der Professionalismus abgemessen würde. Zweitens, es ist offensichtlich , dass die Behandlung der Frage über katastrophale Lage um die Kunstfachausbildung in Russland im Bezug auf die Künstler, die erst nach der Perestrojka ihren Schaffensweg antraten, sinnlos wäre.

Die ältere Generation hatte den Akademismus der Surikow-Kunstfachschule, Modernismus der Moskauer Architekturhochschule, schlaffes Unterrichtssystem in Fachschulen hinter sich. Heutige Generation gestaltete sich unter Radikalismus, harter Gegenüberstellung und des Hasses sowohl allen Sowjetinstitutionen gegenüber, als auch hinsichtlich des nonkonformistischen Erbes, d.h. der konzeptuellen Schule. Trotz dem spürbaren Antagonismus der Tradition gegenüber in den 90-er liess das Phänomen der Selbstausbildung – paradoxale Erscheinung (sozusagen “aus inneren Reserven”) der neuen Künstlergeneration, der Knospenbildung ähnlich, was den Moskauer Konzeptualismus geprägt hat, von sich reden.

Nachdem sich die Gruppe RADEK ironischen Formalismus des Projektes von Awdej Ter-Oganjan und sozial-politischen Pathos von Osmolowskij angeeignet hat, bietet sie heute ihre eigene Problematik, die nichts gemeinsames mit der der Vorgänger hat. Jedoch lässt sich konventionelle Teilung der Projekte in heutiger Ausstellung auf “freie Formbildung” und “soziale Aktion” spüren. Projekte mit der Verwendung des Scotch tapes (Klebeband), sei es Kleidungsherstellung oder “lebendige” Skulptur, werden abgesondert von “sozialen” Aktionen und Ideenmarginalismus präsentiert.

Die Arbeiten mit farbigem Klebeband kann man eigentlich als Know-How der RADEK bezeichnen. Das Klebeband tauchte einmal auf einer Party auf und wurde anfangs als Material der Sub-Kultur zum Spass verwendet, das Kleidung und Ausseres transformieren liess. Man wickelte einander um. Man band einander an. Vielleicht wäre seine Verwendung nur auf ein Paar Parties beschränkt, aber da wurden in diesem Material auch andere höchst wirksame Möglichkeiten entdeckt. Erstens, das Material ermöglichte farbige Kombinationen, d.h. mit der Problematik der Malerei zu arbeiten. Zweitens, das Klebeband wurde zum Mittel in der Arbeit mit Volumen, d.h. fand seine Verwendung in der Plastik. Drittens, und das ist das wichtigste: das Klebeband als Material ist konventionell und ruft keine konkreten Assoziationen hervor – weder mit Trash und Müllästhetik (dafür ist es zu blank und glitzrig), noch mit anderen bekannten Klischees und Metaphern, die sich auf den Fotos z.B. der in die Bände gewickelten Wiener Aktionisten auffallen. Gleichzeitig ermöglichte seine Klebrigkeit reales Rekonstruieren sowohl des Äusseren eines Menschen, seiner Kleidung (“Gemacht”), als auch seines Korpers (“New Köpfe”), und gar der Beziehungen binnen menschlicher Gesellschaft (“Schlagerei –Pornographie”).

Wenn es den Arbeiten von RADEK im Bezug auf formelle Arbeit mit dem Material an Parodie fehlt, die in “der Schule der modernen Kunst” von Awdej Ter-Oganjan vorherrschte, so kommt Ironie in sozialen Aktionen auf Schritt und Tritt vor, im Unterschied zu ihrem Vorgänger Osmolowskij. Ihre Performances sind sogut wie ein Requiem der radikalen Kunst und überhaupt dem Begriff “Avangarde”. “Wer spricht?” ist ein Träger des nonkonformistischen Diskurs und wird abschätzig ausgelacht. So werden zu Helden der Sub-Kultur Gestalten mit Tüten “MacDonalds” statt des Kopfes, Revolutionäre hüllen sich in den Webstoff des Spruchbandes statt der Schale ein. Daneben wäre es sinnvoll, “soziale” Performances von RADEK vom formellen Standpunkt aus zu analysieren, denn sie erforschen die ganze Palette der Beziehungen des Individuums zum Kontext – von dem vollständigen Autismus (Der Fall mit Tüten), über “flimmernde” Konfrontation-Assimilation (“Schale”)hinaus, bis hin zu voller Freiheit binnen der äusserlich geschlossenen Gemeinschaft, die die tschetschenische Diaspore verspricht.

Es kann sein, dass solche Aufmerksamkeit im Bezug auf zwischenmenschliche Beziehungen durch Besonderheiten des schöpferischen Wegs von RADEK, Lehreerfahrungen, Wechselwirkung mit der Politik bedingt ist. Klar ist es, dass RADEK ihren Namen eher aus Gewohnheit (früher wurden sie durch gleichnamige Zeitschrift von Osmoloskij vereinigt) als aus ideologischen Gründen benutzt. Interessant ist etwas anderes, und zwar das, dass Anatolij Osmolowskij seinem Werk – der Zeitschrift – den Namen eines hässlichen Don Juan und Witzboldes, einzigartigen “Jokers” in den revolutionären Kreisen Karl Radek gegeben hatte. Steckte in dieser Geste eine Hoffnung auf die Überwindung des totalen Ernstes und der Eindeutigkeit eigener radikalen Konzeption “mit eigenen Reserven”?




14.05.2003
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