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Neue Ikonographie


Walerij Koschljakow, Alexander Sigutin, Wladimir Anselm, Oleg Januschewskij

15 April - 7 Mai 2003



Die Idee, diese Ausstellung zu organisieren, tauchte im vorigen Jahr auf, als man während der Debatten und Erörtungen der Situation in der Kunst verstand, dass sich ein Künstlerkreis herausbildete, der sich eine gemeingültige Kulturschicht erschliesst, die man unter Vorbehalt als “Neue Ikonographie” bezeichnen kann.

Rückblickend wäre es vielleicht notwendig, sich an die Erfahrung mit der Ikone zu erinnern: sowohl in der Zeit der Avangarde Kandinskijs und Malewitschs, als auch in unseren Tagen – von “Leeren Ikonen” von Medhermeneutik bis zum letzten Projekt Komars und Melamids , das dem ersten Konzeptualisten Tweretinow gewidmet ist. Und wenn die ersten die Aspekte behandelten, die die Kunstsprache betrafen, so konstruieren moderne Autoren meistens neue Auffassungen des Themas und fungieren in der Ideologiezone, indem sie an die Ikone als an ein neues Kulturzeichen und Symbol appellieren.

Die Künstler, die an diesem Projekt teilnehmen, decken unterschiedliche Aspekte und Kategorien dieses Phänomens auf, indem sie ihren Autorenstrategien folgen.

So untersucht Walerij Koschljakow ikonographische Architektur, in der er Anfänge russischer Utopie erblickt, und gleichzeitig erste Erfahrungen der einheimischen Formbildung als Vorbote russischer Avangarde. In seinen Modellen – Ikonossen (Autorenterminus) - kann man Verweise auf Kubofuturismus ersehen, auf konstruktivische Improvisationen, auf dadaische Opera von Kurt Schwiters und Architektonen von Malewitsch. Ausserdem, so der Künstler, ist es Ermittlung der Form, des Raums und konstruktivische Übungen. Ist man sich der Tatsache bewusst, dass es in moderner Architektur in aller Welt um neomodernistische Tendenzen geht (und im Hinblick auf den Zustand russischer Baukunst heute, der auf traurige Gedanken bringt), so scheint diese kreative Untersuchung sehr aktuel zu sein.

Die Arbeiten von Alexander Sigutin und Wladimir Anselm balancieren zwischen Schreiben-Aufschreiben, aber andererseits ist hier die Übersetzung der Ikone aus dem archaischen in die moderne Kunstsprache zu erblicken. Der farbige Print, der gegebenenfalls als Grund dient, bleibt dabei unberührt, was als eine Sprachenpolyphonie wirkt. Das erinnert uns an “kombinierte Malerei” von Rauschenberg und Arbeiten von Jasper Johns, der genauso Comics aufschrieb. Auf solche Weise drängt sich eine kulturologische Parallele auf: moderne Ikone, der Auflage und Stilisierung unterzogen, ist eine Art Comics, aber archaische Comics. Fotoreihe von Alexander Sigutin “10 Gebote” – (Rekonstruktion der Aktion aus dem Jahre 1994) ist ein Versuch der Reaktualisierung des religiosen Diskurs, Projektion ewiger Weisheiten auf unsere Realität. Die Anschlagtafel selbst, von einem Raumgestalter aus der Hausverwaltung ausgeführt, verschmelzt mit dem Stadtmilieu, gerät aber textgemäss in einen unversöhnlichen Konflikt mit dessen Indolenz und Gleichgültigkeit, was eine wahre dramatische Intonation akkumuliert.

Die Objekte von Oleg Januschewskij setzen hauptsächlich Traditionen von Pop-Art fort. Er antwortet teilweise auf die Frage: “Was ist die Ikone heute?”, indem er das Thema des modernen Fetisches, der Kulturcode und des Zeichens entlarvt und auslacht. Er stempelt sie als Produkte der PR-Technologien und Pop-Kultur ab, indem er einige Aspekte des kollektiven Unterbewusstseins untersucht. Seine interaktiven “Ikonen” entblössen den Hang moderner Konsumenten zu Attraktionen, Warenfetischismus und Neigung zur Hypnotisierung durch Werbung. Das regt den Zuschauer dazu an, kritisch an das Verständnis der Wertigkeiten der Gegenwart und an den Usus der Unterschiebung und Manipulationen in der Kultur und Gesellschaft heranzugehen.

Zusammenfassend sei noch auf folgendes hingewiesen: diese Ausstellung ist ein Versuch, ein solches tiefsinniges Phänomen wie die Ikone mit Hilfe der Mittel der modernen Kunst zu untersuchen. Man hofft auf erfolgreichen Ablauf der Ausstellung.




15.04.2003
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